{"id":1137,"date":"2019-11-06T14:47:57","date_gmt":"2019-11-06T13:47:57","guid":{"rendered":"https:\/\/www.accounting-for-transparency.de\/blog\/reaktionen-von-investoren-zum-country-by-country-reporting\/"},"modified":"2025-06-23T11:55:23","modified_gmt":"2025-06-23T09:55:23","slug":"reaktionen-von-investoren-zum-country-by-country-reporting","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.accounting-for-transparency.de\/de\/reaktionen-von-investoren-zum-country-by-country-reporting\/","title":{"rendered":"Reaktionen von Investoren zum Country-by-Country Reporting"},"content":{"rendered":"
Ein Forscherteam der Universit\u00e4t Mannheim und des ZEW Mannheim, einschlie\u00dflich Johannes Voget und Katharina Nicolay, hat die Reaktionen des Kapitalmarktes auf die Einf\u00fchrung des Public Country-by-Country Reporting (CbCR) f\u00fcr EU-Finanzinstitute im Jahr 2013 untersucht. \u00a0Bezogen auf die vollst\u00e4ndige Stichprobe von Finanzinstituten mit Sitz in der EU deuten ihre Ergebnisse darauf hin, dass die Anleger auf diesen neuen Standard nicht reagieren. Weitergehende Analysen decken jedoch auf, dass die Kapitalmarktreaktionen bei Banken mit unterschiedlichen Charakteristika unterschiedlich ausfallen \u2013 mal positiv, mal negativ. Im Folgenden erl\u00e4utern Voget und Nicolay diese Ergebnisse und die Relevanz ihrer Studie im Zusammenhang mit der derzeitigen Debatte, ob gro\u00dfe multinationale Unternehmen in der EU zum Country-to-Country-Reporting verpflichtet werden sollen. \u00a0<\/strong><\/p>\n Wir beabsichtigten ein allgemeineres Verst\u00e4ndnis daf\u00fcr zu vermitteln, wie die Anforderungen an die Steuerberichterstattung von Investoren wahrgenommen werden. Die Einf\u00fchrung einer CbCR Vorschrift f\u00fcr EU-Finanzinstitutionen in 2013 (siehe Infobox) impliziert, dass mehr steuerrechtliche Informationen f\u00fcr Anleger*innen und die \u00d6ffentlichkeit zug\u00e4nglich sind. Um die Konsequenzen der neuen Gesetzgebung f\u00fcr die k\u00fcnftigen Unternehmensprofite beurteilen zu k\u00f6nnen, m\u00fcssen die Investor*innen vorhersagen, wie Manager*innen, Steuerbeh\u00f6rden, Konsument*innen und die \u00f6ffentliche Meinung auf eine derartige neue Anforderung reagieren werden.<\/p>\n <\/p>\n Auf der einen Seite k\u00f6nnte man erwarten, dass Anleger*innen die bevorstehende Verbesserung der Steuertransparenz begr\u00fc\u00dfen. Es kann als Tool zur verbesserten Kontrolle der Steuerhinterziehungst\u00e4tigkeiten von Unternehmen fungieren, wodurch die private Mietzinseinnahme durch Unternehmerinhaber*innen erschwert wird. Dieser R\u00fcckgang der Informationsasymmetrie k\u00f6nnte zwischen Manager*innen und Aktion\u00e4r*innen eine positive Aktienkursreaktion ausl\u00f6sen. Auf der anderen Seite, k\u00f6nnten Anleger*innen negativ reagieren, da sie einen R\u00fcckgang der zuk\u00fcnftigen Gewinne der Banken erwarten. Diese beiden gegens\u00e4tzlichen Reaktionsm\u00f6glichkeiten haben wir auf Basis von Kapitalmarktdaten empirisch untersucht.<\/p>\n Vorangegangene Studien zur Einf\u00fchrung von \u00e4hnlichen Ma\u00dfnahmen zur Steuertransparenz deuten auf eine negative Kapitalmarktreaktion hin, die daher \u00a0auch wir erwarten. Die Gr\u00fcnde f\u00fcr eine negative Reaktion der Investor*innen lauten wie folgt: Erstens k\u00f6nnten Finanzinstitute ihre Gewinnverlagerungen reduzieren, da die zus\u00e4tzlichen Informationen es den Steuerbeh\u00f6rden erm\u00f6glichen, Steuervermeidungsverhalten effizienter festzustellen. Unternehmen werden deshalb mehr Steuern zahlen und weniger Gewinn nach Steuern erzielen. Gleicherma\u00dfen kann ihr Ruf auf dem Spiel stehen; ein Anstieg der \u00f6ffentlichen Kontrolle k\u00f6nnte Banken dazu veranlassen, freiwillig ihren \u201efairen Anteil der Steuern\u201c zu zahlen. Zudem kann die neue Meldema\u00dfnahme zu einem Anstieg sowohl der direkten Kosten, zum Beispiel f\u00fcr die Anpassung des Berichtssystems und die Erstellung der Berichte, als auch der indirekten Kosten infolge von Rufsch\u00e4digungen f\u00fchren.<\/p>\n <\/p>\n Um die Reaktion der Investor*innen festzustellen, haben wir eine Ereignis-Studie durchgef\u00fchrt. Die Intention, eine neue Meldepflicht einzuf\u00fchren, wurde am 27. Februar 2013 bekanntgegeben und hat f\u00fcr gro\u00dfe \u00dcberraschung gesorgt. Aus diesem Grund kennzeichnet dieses Datum das Schl\u00fcsselereignis unserer Studie. Wir haben die Kapitalmarktreaktion auf die Aktienkurse an diesem Tag untersucht. Unsere Gesamtstichprobe zeigte weder eine positive noch eine negative Reaktion von Anleger*innen. Wir haben unsere Studie um zus\u00e4tzliche Ereignisdaten und Robustheitstests erweitert, unsere Gesamtergebnisse blieben dadurch allerdings unver\u00e4ndert.<\/p>\n <\/p>\n Bei der Aufteilung unserer Stichprobe haben wir jedoch festgestellt, dass die Reaktion bei Banken, die in ausgew\u00e4hlten Steueroasen t\u00e4tig sind, und bei Banken mit einer \u00fcberdurchschnittlichen Business-to-Consumer-Orientierung etwas negativer ist, w\u00e4hrend die Reaktion bei Banken mit einem unterdurchschnittlichen Anteil an institutionellen Investor*innen etwas positiver ausf\u00e4llt. Basierend auf diesen Ergebnissen und der vorherigen Literatur kommen wir zu dem Schluss, dass die Anleger*innen sowohl mit einer Verringerung der Steuervermeidungsm\u00f6glichkeiten der Banken als auch mit einem R\u00fcckgang der Informationsasymmetrien zwischen Manager*innen und Aktion\u00e4r*innen gerechnet haben. Diese beiden unterschiedlichen Kan\u00e4le l\u00f6sen sowohl negative als auch positive Kapitalmarktreaktionen aus, f\u00fchren aber, da sie sich gegenseitig aufheben, zu einem durchschnittlichen Gesamteffekt von Null.<\/p>\n <\/p>\n Unsere Ergebnisse sind besonders relevant f\u00fcr politische Entscheidungstr\u00e4ger*innen, die \u00fcber die Umsetzung zus\u00e4tzlicher steuerlicher Offenlegungsvorschriften entscheiden. Zusammenfassend stellen wir fest, dass die Reaktionen des Kapitalmarktes auf die Erh\u00f6hung der Steuertransparenz entscheidend von der genauen Gestaltung und dem Ziel der Initiative abh\u00e4ngen. Im Vergleich zum CbCR f\u00fcr EU-Finanzinstitute sieht der aktuelle Vorschlag der Europ\u00e4ischen Kommission und des Europ\u00e4ischen Parlaments f\u00fcr ein \u00f6ffentliches CbCR f\u00fcr alle multinationalen Unternehmen in der EU mit Gewinnen \u00fcber einer bestimmten Schwelle eine deutlichere Art der Offenlegung und eine umfassendere Liste der meldepflichtigen Positionen vor. Dies k\u00f6nnte die Wirksamkeit des CbCR bei der Verhinderung von Steuerumgehungen weiter erh\u00f6hen und damit die Wahrnehmung der Offenlegungspflicht durch die Anleger beeinflussen.<\/p>\n Das Paper wird durch eine weitere Studie \u00fcber die zus\u00e4tzlichen Erkenntnisse erg\u00e4nzt, die die CbCR-Daten in Bezug auf die Steuerplanung und die Nutzung von Steueroasen durch EU-Finanzinstitute im Vergleich zu herk\u00f6mmlichen Datens\u00e4tzen liefern.<\/p>\n <\/p>\n Lesen Sie den vollst\u00e4ndigen Artikel \u201eInvestors\u2018 reactions to country-by-country reporting\u201c von Verena K. Dutt, Christopher A. Ludwing, Katharina Nicolay, Heiko Vay und Johannes Voget; International Tax and Public Finance. <\/em>https:\/\/doi.org\/10.1007\/s10797-019-09575-4<\/em><\/a>.<\/p>\n <\/p>\n Zitation dieses Blogs:<\/p>\n Nicolay, K., & Voget, J. (2019, November 6). Reaktionen von Investoren zum Country-by-Country Reporting, TRR 266 Accounting for Transparency Blog. <\/em>https:\/\/www.accounting-for-transparency.de\/de\/reaktionen-von-investoren-zum-country-by-country-reporting\/<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Wie haben Investoren auf die durch die neue CbCR-Gesetzgebung bewirkte Erh\u00f6hung der Steuertransparenz reagiert?<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":2016,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"footnotes":""},"categories":[341,146,145,295],"tags":[128,156],"class_list":["post-1137","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-rechnungslegung","category-rechnungswesen","category-steuern","category-taxation-de","tag-cbcr-de","tag-investors-de"],"acf":[],"yoast_head":"\n
\n<\/span><\/p>\nUnsere Erwartungen<\/strong><\/h3>\n
Gesamte Aktienkursreaktion<\/strong><\/h3>\n
Keiner der Effekte dominiert<\/strong><\/h3>\n
Auswirkungen<\/strong><\/h3>\n