Administrative Belastung und Steuererleichterungen in der Corona-Krise

Neue Umfrage: „Steuerliche Verwaltungskosten, steuerliche Corona-Soforthilfemaßnahmen und Investitionen in der Krise“

Schnelle und unbürokratische Hilfe – das wurde den Unternehmen in der Corona-Krise versprochen. Doch die steuerlichen Maßnahmen der deutschen Regierung werden nicht von allen Unternehmen als hilfreich empfunden. Das zeigt eine Studie, die ein Forscherteam des Sonderforschungsbereichs/TRR 266 „Accounting for Transparency“, der von der Universität Paderborn geleitet wird, nun mit 305 zumeist kleinen und mittelgroßen Unternehmen aus NRW durchgeführt hat. Auch das Versprechen der Regierung, Anträge auf Hilfsmaßnahmen unbürokratisch abzuwickeln, stößt bei den befragten Unternehmen überwiegend auf Skepsis. Die Studie macht außerdem deutlich, dass bürokratische Hürden auch unabhängig von Krisenzeiten für die Unternehmen eine enorme administrative Belastung darstellen.

Die Corona-Krise stellt die Mehrheit der Unternehmen vor unvorhersehbare Probleme – das zeigen die Ergebnisse der Studie „Steuerliche Verwaltungskosten, steuerliche Corona-Soforthilfemaßnahmen und Investitionen in der Krise“ deutlich. Insbesondere auch kleine und mittelständische Unternehmen sind stark von Corona betroffen: Mehr als 55% der befragten Unternehmen sehen sich mit einer verschlechterten Geschäftslage konfrontiert, für weitere knapp 10% der Unternehmen stellen die Corona-Krise und ihre Auswirkungen eine Existenzbedrohung dar. Dies spiegelt sich auch in dem Anteil der Befragten wider, die im laufenden Jahr einen Verlust erwarten, der mit 24,3% um knapp 17 Prozentpunkte höher liegt als im Vorjahr.

Die Umfrage ist Teil des TRR 266 Accounting for Transparency: Sie wurde im Teilprojekt „Tax Burden Transparency“ im Zeitraum von Mai bis Ende Juni durchgeführt. 91,8% der Befragten sind in der Region NRW ansässig, ein großer Teil der Befragten (38,0%) gehört dem Handwerk an.


Steuererleichterungen sind notwendig

„Unsere Studie zeigt, dass Steuererleichterungen nach Ansicht der befragten Unternehmen einen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Krise leisten können,“ sagt Prof. Dr. Ralf Maiterth von der Humboldt-Universität zu Berlin. „Die Ergebnisse der Umfrage machen deutlich, dass insbesondere Steuererleichterungen, die zu finanziellen Entlastungen führen, von den Unternehmen als besonders nützlich angesehen werden.“ Eine vorübergehende Senkung der Unternehmenssteuerbelastung wird hierbei von den befragten Unternehmen als die beste Maßnahme bewertet. Dagegen wird eine vorübergehende Senkung des Mehrwertsteuersatzes von den meisten Befragten als wenig/nicht nützlich angesehen.

Steuerlicher Verwaltungsaufwand

„Bürokratische Hürden zeigen sich unabhängig von Krisenzeiten; die Teilnehmer beklagen, dass sich diese erheblich auf den unternehmerischen Alltag auswirken“, erklärt Prof. Dr. Caren Sureth-Sloane der Universität Paderborn. „Unsere Umfrage spiegelt deutlich wider: Die Mehrheit der Unternehmen kämpft mit der hohen administrativen Belastung durch steuerliche Prozesse.“  So werde der auf steuerliche Prozesse bezogene Verwaltungsaufwand im Durchschnitt auf circa ein Drittel, zum Teil auf bis zu 80% des gesamten Bürokratieaufwands geschätzt. Die Auswirkungen wiederum werden von mehr als der Hälfte der befragten Handwerksbetriebe sowie Unternehmen anderer Wirtschaftszweige als nur schwer zu bewältigen wahrgenommen. Sureth-Sloane betont: „Die Eindämmung der steuerlichen Verwaltungskosten sollte bei Reformen grundsätzlich eine zentrale Rolle spielen. Eine unbürokratische Bearbeitung der befristeten Hilfsmaßnahmen, wie von der Regierung in Aussicht gestellt, ist daher von entscheidender Bedeutung.“

Ob die Regierung ihrem Versprechen allerdings adäquat nachkommen wird, sehen die befragten Unternehmen skeptisch: Unter den Unternehmen, die (noch) keine Förderung in Anspruch genommen haben, vertrauen lediglich 26,5% auf die angekündigte „unbürokratische Bearbeitung“ der Anträge. Unter den Unternehmen, die bereits eine Förderung in Anspruch genommen haben, zeigt sich jedoch, dass knapp 40% auf die „unbürokratische Bearbeitung“ von Anträgen vertrauen.

Information zur Studie
Vanessa Heile (Universität Paderborn), Hans-Peter Huber (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Ralf Maiterth (Humboldt-Universität zu Berlin) und Prof. Dr. Caren Sureth-Sloane (Universität Paderborn). Steuerliche Verwaltungskosten, steuerliche Corona-Soforthilfemaßnahmen und Investitionen in der Krise – Executive Summary

Beteiligte Institutionen

Die Hauptstandorte vom TRR 266 sind die Universität Paderborn (Sprecherhochschule), die HU Berlin und die Universität Mannheim. Alle drei Standorte sind seit vielen Jahren Zentren für Rechnungswesen- und Steuerforschung. Hinzu kommen Wissenschaftler der LMU München, der Frankfurt School of Finance and Management, der Goethe-Universität Frankfurt, der Universität zu Köln und der Leibniz Universität Hannover, die die gleiche Forschungsagenda verfolgen.

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