Covid-19 und andere Krisen

Erfolgreich durch die Krise

Ob Covid-19-Pandemie, Ukraine-Krieg oder die Konflikte im Jemen und anderen Teilen der Welt – die Krisen der vergangenen Jahre haben viele Veränderungen mit sich gebracht und Wirtschaft, Gesellschaft und Politik vor immer neue Herausforderungen und Fragen gestellt. Wann droht die große Insolvenzwelle? Wie hilft man Unternehmen am besten durch die Krise? Und welche Auswirkungen haben Homeoffice & Co. auf Mitarbeitende und Produktivität im Unternehmen? Diesen und weiteren Fragen sind die Forschenden des TRR 266 in Bezug auf Covid-19 und andere Krisen nachgegangen.


Welche Rettungsmaßnahmen helfen in der Krise?

Wenn es zur Krise kommt, ändern sich viele Dinge plötzlich. Diese Veränderungen sind für Unternehmen oft mit großen finanziellen und bürokratischen Hürden verbunden. Oft ist sogar die Wirtschaft insgesamt gefährdet. Die Gefahr, dass sich angeschlagene Unternehmen gegenseitig in den Abgrund reißen, ist groß. Deshalb entscheiden sich Regierungen immer wieder dazu, einzugreifen und den Unternehmen zu helfen – mit einer ganzen Reihe von Hilfsmaßnahmen. Doch wie effektiv sind diese Maßnahmen? Helfen sie der Wirtschaft aus der Krise? Oder sind sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Das hat der TRR 266 für unterschiedliche Hilfsmaßnahmen untersucht, die während der Corona-Pandemie, des Ukraine-Kriegs und der Finanzkrise ergriffen wurden.

Welche steuerlichen Maßnahmen haben Unternehmen durch die Pandemie geholfen?

Schnelle und unbürokratische Hilfe – das wurde den Unternehmen in der Corona-Krise versprochen. Doch nicht alle steuerlichen Maßnahmen der deutschen Regierung wurden von Unternehmen als hilfreich empfunden. Das haben die Forschenden des Projekts B08 „Tax Burden Transparency“ in einer Studie herausgefunden. In der Studie wurden Unternehmen zu steuerlichen Hilfsmaßnahmen während der Corona-Pandemie und zu ihrem steuerlichen Verwaltungsaufwand befragt. Die Studie zeigt: Während die Möglichkeit einer Sonderabschreibung und erweiterter Verlustrückträge von den befragten Unternehmen als besonders hilfreich angesehen wurden, wurde die vorübergehende Senkung des Mehrwertsteuersatzes von den meisten Befragten als wenig bzw. nicht nützlich bewertet. Dagegen hätten die Unternehmen eine temporäre Reduktion ihrer Ertragsteuerbelastung als nützlich eingestuft. Die Studie macht außerdem deutlich, dass der steuerliche Verwaltungsaufwand auch unabhängig von Krisenzeiten für die Unternehmen eine enorme administrative Belastung darstellen.

Wie wirksam waren die staatlichen Corona-Hilfen für Unternehmen?

Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist es entscheidend, schnell mit gezielten und wirksamen Hilfsmaßnahmen auf die Krise zu reagieren. Dies kann nur mit einer soliden Faktenlage funktionieren.Während der Pandemie hat das German Business Panel (GBP), das Unternehmen regelmäßig zu aktuellen Themen der Wirtschaftspolitik befragt, Unternehmen danach gefragt, wie sie die staatlichen Hilfsmaßnahmen bewerten. Durch ihre Befragungen konnten die Forschenden ermitteln, wie stark die Unternehmen von der Krise betroffen waren und wie zielgerichtet und wirksam die staatlichen Hilfsmaßnahmen für Unternehmen waren.

Der erste Bericht über die Covid-19-Pandemie erschien im September 2020 und ist HIER zu finden.

Den zweiten Bericht für Ende 2020 und das gesamte Jahr 2021 finden Sie HIER.

Lockerung der Bilanzierungsvorschriften: wirksame Hilfe für Banken in der Krise?

Während der COVID-19-Pandemie entschieden sich sowohl die US-Regierung als auch die Europäische Zentralbank dafür, Bilanzierungsstandards zu lockern, um das Eigenkapital der Banken buchhalterisch zu erhöhen. Dies ist eine beliebte Methode, die Banken durch die Krise helfen und so die Stabilität der Finanzmärkte gewährleisten soll. Doch handelt es sich hierbei wirklich um eine effektive Strategie? Forschende der Projekte  A01 “Determinants of Mandatory Disclosure”, A08 “Standardization of Financial and Nonfinancial Information”und A09 “Disclosure Tasks” haben am Beispiel der Finanzkrise 2008 untersucht, ob die Lockerung von Bilanzierungsvorschriften tatsächlich zur Stabilisierung von Banken in Krisenzeiten beiträgt. Die Studie zeigt, dass derartige Eingriffe nur wirksam sind, wenn Regulierer gleichzeitig mehrere Rettungsmaßnahmen durchführen, um eine Abwärtsspirale zu unterbrechen.




Wie verhalten sich Unternehmen und Wirtschaft
in Krisenzeiten?

Was als lokale Krise in einer Stadt in China begann, wuchs bald zu einer weltweiten Pandemie heran. Die Covid-19-Pandemie vereinnahmte in kürzester Zeit unterschiedliche Bereiche unseres Lebens. Massive Auswirkungen hatte sie auch auf Unternehmen und Wirtschaft. Wie sich Unternehmen und Wirtschaft in Krisenzeiten verhalten und wie sie auf große und unerwartete Events („Schocks“) reagieren, untersuchen die Forschenden des TRR 266 in unterschiedlichen Projekten: Wie werden Rechnungslegung und unternehmerische Berichterstattung in Unternehmen durch Krisen beeinflusst? Wie verändern sich Angebot und Nachfrage? Und wie entwickeln sich die Insolvenzen in Deutschland?

Wie wirkt sich Unsicherheit auf unternehmerische Entscheidungen aus?

Wie entwickeln sich die Energiepreise? Gelingt es die Lieferkettenprobleme zu bewältigen? Und wie entwickelt sich die Steuerlage? Wird es Steuererhöhungen geben, um die höheren Staatsausgaben während der Krise auszugleichen? COVID-19-Pandemie und Ukrainekrieg haben für große Unsicherheit auf allen Ebenen gesorgt. Eine akute Gefahr, die in einer ohnehin schon angespannten Situation krisenverschärfend wirken kann. Denn Unsicherheit kann reale Auswirkungen auf unternehmerische Entscheidungen haben. Wo Berechenbarkeit fehlt, ist es für Unternehmen schwer einzuschätzen, ob sich beispielsweise Investitionen rechnen oder ob es sich rentiert, neue Mitarbeiter einzustellen. Im Zweifel verzichten Unternehmen auf Investitionen und verhängen Einstellungsstopps. Aber auch in Nicht-Krisenzeiten sind Unternehmen mit Unsicherheit konfrontiert. Etwa mit Blick auf die künftige Entwicklung der Steuerpolitik. Das Teilprojekt A11 „Firm Structure, Corporate Preferences, and Expectations in Accounting and Taxation“ untersucht daher unter anderen, wie sich Unternehmen verhalten, wenn sie mit Unsicherheit konfrontiert sind. Insbesondere, wie Unsicherheit über die künftige Steuerpolitik die Erwartungen von Managern beeinflusst und auf unternehmerische Entscheidungen wirkt. Die Einsichten helfen dabei, die Wirtschaftspolitik so zu gestalten, dass die Wirtschaft in Krisenzeiten resilienter wird.

Insolvenzen in Deutschland: wichtiger Indikator in Krisenzeiten

Insolvenzen erfüllen trotz ihres schlechten Rufs wichtige Funktionen: Das Insolvenzrecht nimmt nicht lebensfähige Unternehmen geregelt aus dem Markt und hilft sanierungsfähigen Unternehmen bei der Restrukturierung – und somit beim Neustart. Gleichzeitig ist die Anzahl an Insolvenzen ein wichtiger Indikator für die aktuelle Wirtschaftslage. Deshalb haben das Projekt B02 “Private Firm Transparency” und das Open Science Data Center (C02) eine Insolvenzdatenbank aufgebaut, die öffentlich zugänglich ist. Die Datenbank basiert auf aktuellen Bekanntmachungen der Insolvenzgerichte und legt offen, wie sich Insolvenzen in Deutschland über die Zeit, in den einzelnen Bundesländern und in unterschiedlichen Branchen entwickeln.eln.


Die Insolvenzdatenbank finden Sie HIER.

Welche Auswirkungen haben Epidemien auf Unternehmen?

Die COVID-19-Pandemie hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, schnell zu verstehen, wie Unternehmen auf große, unerwartete Schocks reagieren. Doch dafür braucht es verlässliche Messgrößen. Daher hat das Projekt  B10 “Corporate Transparency and Unstructured Soft Information: Measurement and Effects” ein neues Maß entwickelt, das es Forschenden ermöglicht, die laufenden und erwarteten Auswirkungen großer, potenziell noch nie dagewesener Ereignisse systematisch und nahezu in Echtzeit zu identifizieren.
Dieses Maß ermöglicht insbesondere, Gewinner und Verlierer der Krise zu identifizieren, die Kanäle zu identifizieren, über die sich die Krise auf bestimmte Unternehmen auswirkt, sowie Nachfrage- und Angebotsschocks auf Unternehmensebene zu erkennen, die aus der Krise resultieren.

Wie hat sich Covid-19 auf die Prozesse
im Unternehmen ausgewirkt?

Die Lockdowns während der Pandemie führten auch zu großen Veränderungen für Management und Mitarbeitende. Von einem Tag auf den anderen mussten viele Mitarbeitende von zu Hause aus arbeiten. Statt persönlichen Meetings im Büro war ein Austausch nur über digitale Tools möglich. Diese Veränderungen haben neue Forschungsfragen aufgeworfen: Wo ist Transparenz entbehrlich? Wo ist sie elementar? Und inwieweit verändert (fehlende) Transparenz die Arbeit in Teams?

Wie hat Homeoffice Managementstrategien während der Corona-Pandemie verändert?

Die COVID-19-Pandemie hat Unternehmen auf unbekanntes Terrain geführt: ins Homeoffice. Online-Meetings und das Arbeiten von zu Hause waren plötzlich normal. Doch wie steuert man ein Unternehmen, wenn niemand mehr vor Ort und alles nur noch digital ist? Das haben Forschende des Projekts B03 „Transparency Regulation and Organizational Design“ analysiert. Sie untersuchen, wie sich die Unternehmenssteuerung (Management Controls) durch Homeoffice verändert hat, insbesondere die verhaltens- , ergebnis- und kulturorientierten Steuerungsmechanismen (Action, Result und Cultural Controls). Und, wie das Homeoffice-Umfeld auf Führungsstile und die Resilienz von Unternehmen wirkt. Die Studie zeigt unter anderem, dass resilientere Unternehmen ihre Steuerungsmechanismen in geringerem Maße angepasst haben, da sie einen geringeren Transparenzschock erlebt haben. So mussten Abteilungen weniger resilienter Unternehmen beispielsweise größere Herausforderungen in der Finanzplanung und Leistungsmessung bewältigen als ähnliche Abteilungen in resilienteren Unternehmen. Resiliente Unternehmen zeigen zudem eine signifikant höhere organisatorische Vertrauensbasis und setzen auf transformationale Führung.

Job Crafting: Vor- und Nachteile für Unternehmen und Mitarbeitende

In den vergangenen Jahren und insbesondere während der Covid-19-Pandemie haben viele Unternehmen die Art und Weise der Arbeitsgestaltung ihrer Mitarbeitenden verändert. Während Unternehmen früher klare Vorgaben für die Arbeitsgestaltung gemacht haben, werden Mitarbeitende heute immer mehr dazu ermutigt, sich an der Gestaltung ihrer Arbeit  zu beteiligen – und über wichtige Merkmale selbst zu entscheiden. Zum Beispiel über Art und Umfang der Aufgaben, die sie erledigen. Dafür hat sich der Begriff „Job Crafting“ etabliert. Forschende des Projekts A02 „Transparency Effects of Organizational Innovations“ untersuchen, welche Kosten und Nutzen Job Crafting für Mitarbeitende und Unternehmen hat, wie eine Delegation der Arbeitsgestaltung an die Mitarbeitenden optimal gelingen kann und welche Rolle die Qualität der Leistungsmessung und leistungsabhängige Vergütungen dabei spielen.

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