Offenlegung

Offenlegung verstehen und verbessern

Um die Offenlegung von Informationen als wirksames Instrument einsetzen zu können, ist es wichtig zu verstehen, wie freiwillige und verpflichtende Offenlegungen wirken – und wie und warum sie eingesetzt werden. Unter welchen Voraussetzungen führt die Offenlegung von Informationen zu mehr Transparenz? Welche Kosten verursachen Berichtspflichten? Warum unterscheiden sich die Berichtpflichten in den unterschiedlichen Ländern? Und welche Wirkungen und Nebenwirkungen haben sie?

Wie und warum unterscheiden sich Offenlegungsvorschriften weltweit und im Zeitverlauf?

Die Offenlegung von Finanzinformationen unterliegt unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen, die sich von Land zu Land erheblich unterscheiden. Während börsennotierte Unternehmen in den Vereinigten Staaten strengen Offenlegungsvorschriften unterliegen, sind Privatunternehmen in dieser Hinsicht weitgehend unreguliert und müssen ihre Abschlüsse nicht veröffentlichen. Im Gegensatz dazu ist das Regelwerk in vielen anderen Ländern einheitlicher. In Europa zum Beispiel müssen die meisten Unternehmen mit beschränkter Haftung ihre Abschlüsse unabhängig von ihrer Börsennotierung veröffentlichen. Das Teilprojekt A01 „Determinants of Mandatory Disclosure“ untersucht, wie die Offenlegungspflichten in den einzelnen Ländern und im Laufe der Zeit variieren und welche Faktoren ursächlich für diese Unterschiede sind.

Ulf Brüggemann erklärt, worum
es im Projekt A01 geht.

Ist verpflichtende Offenlegung immer die beste Strategie?

Ist verpflichtende Offenlegung immer die beste Strategie? Die bisherige Forschung geht dieser Frage nach, indem sie die Einführung elektronischer Unternehmensregister in der EU und deren Einfluss auf die Marktdynamik, zum Beispiel bei Unternehmensfusionen und -übernahmen, analysiert. Die verbesserte Zugänglichkeit von Finanzberichten fördert zwar die Transparenz, ist aber auch mit Kosten und Risiken verbunden, da sie möglicherweise geschützte Informationen entwerten können. Ein oft übersehener Aspekt ist die Auswirkung dieser elektronischen Unternehmensregister auf die Transparenz von (privaten) Unternehmen auf Länderebene. Um dieses Problem anzugehen, wurde im Rahmen des Projekts B02 „Transparency in Private Firms“ eine Metrik zur Quantifizierung der Transparenz von Unternehmen auf Länderebene entwickelt, die bei der Bewertung der Auswirkungen der Registereinführung hilft. Durch eine detaillierte Datenerhebung über die Umsetzung des EU-Mandats in den Mitgliedstaaten wollen die Forschenden die Genauigkeit und Robustheit von Forschungsdesigns in der wissenschaftlichen Gemeinschaft verbessern.

Bianca Beyer erklärt, worum es im Projekt B02 geht.

Mehr Standardisierung, mehr Transparenz?

Für die Transparenz von Unternehmen ist es entscheidend, dass die offengelegten Informationen klar und eindeutig sind. Helfen kann dabei Standardisierung: Standardisierte Informationen sind in der Regel leichter zu verarbeiten und verringern die Kosten für die Informationsverarbeitung. Das Projekt A08 „Standardization of Financial and Nonfinancial Information“ untersucht die Determinanten und Effekte der Standardisierung von Unternehmensinformationen. Was sind die Vorteile und Kosten einer stärkeren Standardisierung von veröffentlichten Unternehmensinformationen? Führt mehr Standardisierung tatsächlich zu mehr Transparenz? Wie wirkt Standardisierung auf die Transparenzwahrnehmung von Aktionären/Aktionärinnen, Investoren/Investorinnen und anderen Stakeholdern? Und wie beeinflussen Anreize für Stakeholder und regulatorische Eingriffe die Standardisierung von Berichtsdaten?

Optimale Offenlegungsstrategien für Unternehmen und Organisationen?

Das Projekt A06 „Context-Based Disclosure Incentives“ entwickelt Theorien über das Offenlegungsverhalten von Unternehmen und Organisationen in unterschiedlichen Kontexten. Diese Theorien dienen als Grundlage für empirische Hypothesen und können so eine wichtige Basis für regulatorische Maßnahmen sein. Sie helfen unter anderem dabei zu verstehen, welche Offenlegungsstrategien oder -richtlinien für Organisationen in unterschiedlichen Kontexten optimal wären.

Einen speziellen Fokus legen die Forschenden dabei auf Non-Profit-Organisationen (NPOs), da diese gesellschaftlich und wirtschaftlich von großer Bedeutung sind und sich aufgrund der geringen Berichtspflichten hauptsächlich auf freiwillige Angaben als Mittel zur Kommunikation mit ihren Stakeholdern verlassen. Das heißt: Sie geben freiwillig Informationen preis, um die Überzeugungen von Spendern und Spenderinnen zu beeinflussen. Sie bestimmen die Menge der offengelegten Informationen und wie transparent sie diese kommunizieren. Die potenziellen Spender und Spenderinnen wiederum entschlüsseln die erhaltenen Informationen auf Basis ihres Vorwissens. Die Kommunikation zwischen NPOs und den potenziellen Spendenden wird dabei durch Kontextvariablen wie Vorschriften, das sozioökonomische Umfeld und situative Faktoren beeinflusst, die alle auf komplexe Weise zusammenwirken.

Michael Ebert erklärt, worum
es im Projekt A06 geht.

Duchsetzung von Offenlegungsvorschriften

Ohne eine ausreichende Durchsetzung werden Offenlegungsvorschriften oft als unbedeutend angesehen. Die Durchsetzung von Offenlegungsvorschriften könnte jedoch auch unbeabsichtigte Nebenwirkungen haben. Sie könnten zum Beispiel Unternehmen wichtige Anreize nehmen, Information freiwillig offenzulegen. Das Projekt A06 „Context-Based Disclosure Incentives“  hat daher ein Modell entwickelt, das transparent macht, wie die Durchsetzung von Offenlegungsvorschriften auf das Verhalten der Unternehmen bei der verpflichtenden und freiwilligen Offenlegung wirkt. Ihre aktuelle Studie zeigt: Eine stärkere Durchsetzung erhöht tatsächlich die Zahl der Unternehmen, die die Vorschriften einhalten. Sie verdrängt jedoch auch die freiwillige Offenlegung, was insgesamt zu einem Rückgang der Transparenz führt. Nichtsdestotrotz führt eine stärkere Durchsetzung zu positiven Kapitalmarkteffekten, wie zum Beispiel einer geringeren Fehlbewertung von Unternehmen am Aktienmarkt.

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