GBP-Sonderbericht: Landwirt*innen waren schon vor Bekanntgabe geplanter Subventionskürzungen in hohem Maße unzufrieden

Die sofortige Rücknahme der milliardenschweren Kürzungen von Agrarsubventionen – das fordert der Bauernverband seit Bekanntwerden der Sparmaßnahmen des Bundes als Reaktion auf das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts im Dezember 2024. Wie Daten des an der Universität Mannheim angesiedelten German Business Panels (GBP) zeigen, ist die geplante Kürzung der Agrardieselsubvention eher der Auslöser als die Ursache der anhaltenden Bauernproteste. 

Hohe Unzufriedenheit der Landwirte mit der Wirtschaftspolitik

Seit August 2023 zeigen die Daten des German Business Panels, dass Unternehmer*innen im Landwirtschaftssektor mit der Wirtschaftspolitik unzufrieden sind. Lediglich 15 Prozent der befragten Landwirtschaftsunternehmen vergeben mehr als fünf von zehn möglichen Punkten als Antwort auf die Frage, wie zufrieden sie mit der Wirtschaftspolitik in Deutschland sind. Im Durchschnitt beantworten die Landwirt*innen die Frage mit zwei von zehn Punkten und bringen damit ihren Unmut bereits deutlich vor den Kürzungsplänen zum Ausdruck.

Zwar zeigen sich auch andere Branchen kritisch hinsichtlich der Navigation der Ampelregierung durch die Zeit der Polykrisen. Dabei gibt es jedoch keine andere Industrie, welche eine so hohe Ablehnung zum Ausdruck bringt. Selbst Branchen wie Einzelhandel und Logistik, welche durch Streiks im Dezember ihren Unmut demonstriert haben, vergeben höhere Ratings als die Landwirt*innen. Auch der Mittelwert von drei von zehn Punkten für Unternehmen außerhalb des Landwirtschaftssektors auf der Zufriedenheitsskala lässt ein etwas höheres Vertrauen in die Wirtschaftspolitik erkennen.

Es geht nicht nur um Agrardiesel, sondern um negative Zukunftsaussichten

Die GBP-Umfrage gibt auch Einblicke in die Gründe für die Unzufriedenheit der Landwirt*innen mit der Wirtschaftspolitik. Die Unternehmen kritisierten schon vor den Mitte Dezember angekündigten Subventionskürzungen fehlende Planungssicherheit, schlechte Infrastruktur, überbordende Bürokratie und steigenden Preisdruck.

Steigende Herausforderungen durch den Klimawandel, hoher Kostendruck durch Abhängigkeit von wenigen Lebensmittelkonzernen und zuletzt die geplanten Kürzungen der Agrardiesel-Subventionen sind einige Punkte, die von den Landwirt*innen als Gründe für die politische Unzufriedenheit genannt werden. Diese könnten einige der Ursachen für die pessimistischen Zukunftsaussichten von Landwirt*innen sein. „Während Unternehmen anderer Branchen sich vorsichtig optimistisch zeigen und mit einem Anstieg von Umsatz, Gewinn und Investitionen rechnen, gehen Landwirtschaftsunternehmen nach einer kurzen Herbsterholung seit Mitte Dezember von einem Rückgang der Wirtschaftsindikatoren aus“, sagt Prof. Dr. Dirk Simons, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine BWL und Rechnungswesen und Co-Leiter der Umfrage. Insbesondere der erwartete Rückgang des Investitionsvolumens könnte in Zukunft einen negativen Effekt auf anderen Industrien haben.

 

 

Hintergrundinformationen zum German Business Panel 

Das German Business Panel ist ein langfristiges Befragungspanel des DFG-geförderten überregionalen Projektes „Accounting for Transparency“ (www.accounting-fortransparency.de). Der Sonderforschungsbereich (SFB) „TRR 266 Accounting for Transparency“ startete im Juli 2019. Im Mai 2023 beschloss die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), den SFB um zunächst weitere vier Jahre zu verlängern. Er ist der erste SFB mit betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt. Am SFB sind über 100 Wissenschaftler*innen  von neun Universitäten beteiligt: Universität Paderborn (Sprecherhochschule), Humboldt-Universität zu Berlin und Universität Mannheim, zudem Forschende von der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Frankfurt School of Finance & Management, der WHU – Otto Beisheim School of Management und der Universität zu Köln. Die Forschenden untersuchen, wie Rechnungswesen und Besteuerung die Transparenz von Unternehmen beeinflussen und wie sich Regulierungen und Unternehmenstransparenz auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Das Fördervolumen des SFBs beträgt rund 18 Millionen Euro.

Beteiligte Institutionen

Die Hauptstandorte vom TRR 266 sind die Universität Paderborn (Sprecherhochschule), die HU Berlin und die Universität Mannheim. Alle drei Standorte sind seit vielen Jahren Zentren für Rechnungswesen- und Steuerforschung. Hinzu kommen Wissenschaftler der LMU München, der Frankfurt School of Finance and Management, der Goethe-Universität Frankfurt, der Universität zu Köln und der Leibniz Universität Hannover, die die gleiche Forschungsagenda verfolgen.

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