Empirische Erkenntnisse zum zweiten Lockdown: Unternehmensgewinne gehen weiter zurück, Unzufriedenheit mit Staatshilfen steigt stark an

Jahr: 2021
Typ: Report

Der Lockdown im Januar: Unternehmensgewinne sinken weiter, die Unzufriedenheit steigt erheblich an

  • Im Gesamtjahr wird mit einem Rückgang der Unternehmensgewinne um 18,9 % gerechnet. Dies ist eine ganz leichte Verbesserung gegenüber dem vergangenen Sommer, als dieser Wert bei −20,4 % lag.
  • Allerdings sind die Unternehmensgewinne insbesondere von der Entwicklung im Januar stark belastet und gehen in diesem Zeitraum deutlich gegenüber den Einschätzungen noch im Dezember zurück. Hält dieser Trend an, werden die Unternehmensgewinne um noch mehr als 20 % sinken.
  • Dies geht einher mit unverändert negativen gesamtwirtschaftlichen Erwartungen, die sich gegenüber dem Sommer sehr stark verschlechtert haben. Während des aktuellen Lockdowns wird die BIP-Veränderung mit −5,4 % eingeschätzt (gegenüber −0,6 % im Sommer). Unternehmen erwarten, dass in der jeweils eigenen Branche beinahe jedes vierte Unternehmen die Krise wirtschaftlich nicht überlebt.
  • 22 % der befragten Unternehmen erwarten, dass ihre eigenen Umsätze überhaupt nie wieder das Vorkrisen-Niveau erreichen. Im Mittel liegt die Erwartung, dass dies im 1. Quartal 2022 der Fall sein wird. Mit anhaltenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens rechnen die Unternehmen im Mittel bis November 2021.
  • Die Zufriedenheit mit den Staatshilfen hat im Januar erheblich abgenommen. Überstieg noch Anfang Dezember der Anteil der Zufriedenheit den Anteil der Unzufriedenheit, sank der Anteil der Zufriedenheit im Laufe des Januars auf unter 20 %, während 50 % der befragten Unternehmen ihre Unzufriedenheit angaben.
  • In den Daten sind zwei Gründe hierfür erkennbar. Erstens tragen wahrgenommene Verwaltungshürden bei der Inanspruchnahme der Hilfen erheblich zur Unzufriedenheit bei. Unter den Unternehmen, die solche Hürden wahrnehmen, überwiegt der Anteil der Unzufriedenheit mit 23 Prozentpunkten. Umgekehrt überwiegt bei Unternehmen, die nach eigener Wahrnehmung problemlos an staatliche Unterstützung gelangen, selbst dann mit 24 Prozentpunkten die Zufriedenheit, wenn sie von direkten Schließungen des eigenen Geschäfts betroffen sind.
  • Zweitens deuten die Daten an, dass die Unzufriedenheit bei den Unternehmen besonders ausgeprägt ist, die einen Vertrauensverlust in politische Ankündigungen wahrnehmen. So überwiegt der Anteil der Unzufriedenheit deutlich bei den Unternehmen, die erhaltene Staatshilfen unerwartet zurückerstatten mussten. Ein hoher Anteil an Unzufriedenheit findet sich auch unter den Unternehmen, die im vergangenen Herbst besonders stark in Hygienemaßnahmen investiert haben, im Vertrauen darauf, dass entsprechende Konzepte eine Schließung vermeidbar machen.

Beteiligte Institutionen

Die Hauptstandorte vom TRR 266 sind die Universität Paderborn (Sprecherhochschule), die HU Berlin und die Universität Mannheim. Alle drei Standorte sind seit vielen Jahren Zentren für Rechnungswesen- und Steuerforschung. Hinzu kommen Wissenschaftler der LMU München, der Frankfurt School of Finance and Management, der Goethe-Universität Frankfurt, der Universität zu Köln und der Leibniz Universität Hannover, die die gleiche Forschungsagenda verfolgen.

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