Februar 2020: Prof. Dr. Urska Kosi

Urška Kosi, Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Paderborn, forscht derzeit in zwei Forschungsprojekten des TRR 266. In B02 geht sie zusammen mit Joachim Gassen der Frage nach, wie sich Transparenz auf die Geschäftstätigkeit von Privatunternehmen auswirkt. Im Projekt B09 untersuchen sie und Benedikt Franke die Forderung von Kreditgebern nach Finanzinformationen. Im Folgenden teilt sie ihre Einsichten und Erfahrungen zur Forschung in einem interdisziplinären Netzwerk.

 

Accounting: Über den Tellerrand blicken

Accounting hat mich schon immer fasziniert. Ich finde es unglaublich spannend, wie komplexe Geschäftsvorgänge in ein paar Seiten Zahlenmaterial übersetzt werden können. Die Forschung auf diesem Gebiet ist ziemlich vielfältig und bietet viele Verbindungen zu anderen Disziplinen. Manchmal gelangt man sogar in Bereiche, die man vorher nicht erwartet hätte – beispielsweise, wenn es um die Social-Media-Aktivitäten eines Unternehmens oder ihre CSR-Berichte (Corporate Social Responsibility) geht. Diese Aktivitäten haben keinen direkten Bezug zum Accounting, dennoch sind sie von großem Interesse für uns. Wir möchten wissen, wie sich solche Berichtstätigkeiten auf das Unternehmen und seine Stakeholder auswirken: Tragen sie zur Leistung oder zum Erfolg des Unternehmens bei? Letztendlich wird die Leistung eines Unternehmens wiederum an (buchhalterischen) Zahlen wie dem Gewinn oder dem Aktienkurs gemessen.

Transparenz ist ein spannendes und wichtiges Forschungsgebiet. Ich denke, es wird weiter an Bedeutung gewinnen, da der Zugang zu Informationen durch den technologischen Fortschritt immer einfacher wird.

Transparenz: Die richtige Balance finden

Transparenz ist ein spannendes und wichtiges Forschungsgebiet. Ich denke, es wird weiter an Bedeutung gewinnen, da der Zugang zu Informationen durch den technologischen Fortschritt immer einfacher wird. Es wird jedoch von entscheidender Bedeutung sein, ein gutes Gleichgewicht zwischen Transparenz und Informationsüberfluss zu finden. Letzteres erhöht sowohl die Kosten der Informationsbereitstellung als auch der Informationsverarbeitung. Es muss sichergestellt werden, dass die Kosten den Nutzen nicht überwiegen. Ich freue mich sehr, dass der TRR 266 uns die Möglichkeit gibt, diese wichtigen Fragen wissenschaftlich zu untersuchen.

 

Die Auswirkungen von Transparenz

Innerhalb des TRR 266 bin ich an zwei Projekten beteiligt. Im Projekt B02 wollen wir wissen, wie sich Transparenz auf die Geschäftsaktivitäten von Privatunternehmen auswirkt. Wir untersuchen zum Beispiel ihre Investitionsaktivitäten und die Reaktionen des Arbeitsmarktes auf Transparenz. Wir nutzen ein Setting aus Privatunternehmen. Dadurch können wir die treibenden Kräfte hinter all diesen Aktivitäten besser identifizieren. Im Projekt B09 arbeiten wir derzeit daran, ein besseres Verständnis von Transparenz in den unterschiedlichen europäischen Schuldenmärkten zu erlangen. Die Schuldenmärkte sind für unsere Volkswirtschaften von entscheidender Bedeutung. Um sicher zu stellen, dass sie gut funktionieren, müssen wir verstehen, wie transparent diese Märkte derzeit sind, wie transparent sie sein sollten und welche Informationen Investoren für Investitionsentscheidungen benötigen. Die Forschung in beiden Projekten und die Zusammenarbeit mit meinen Teamkollegen ist dabei wirklich sehr erhellend.

 

TRR 266: Austausch ist wichtig

Forschung profitiert von einer Bündelung der Kräfte. Sie ist nichts, das hinter verschlossenen Türen oder in einem Elfenbeinturm stattfinden kann. Denn für eine gute und zuverlässige Forschung braucht es Austausch und kritisches Feedback. Der TRR 266 bietet dafür die perfekten Voraussetzungen. Unsere Gemeinschaft besteht aus hochmotivierten Menschen, die ein gemeinsames Forschungsinteresse haben. Wir sind Experten auf unterschiedlichen Gebieten, die bereit sind zusammenzuarbeiten und kritische Argumente und Ideen auszutauschen. Für diesen fachlichen Austausch – nicht nur mit Mitgliedern unserer Gemeinschaft, sondern auch mit anderen Wissenschaftlern, Unternehmen und Regulierungsbehörden – hat der TRR 266 einige hervorragende Plattformen geschaffen. Dazu gehört zum Beispiel das Forum „Forschung im Dialog“, in dem Wissenschaftler und Praktiker Leitfragen diskutieren. Dieser Austausch ist für unsere Arbeit äußerst wichtig und kann Regulierungsbehörden und Unternehmen mit relevanten wissenschaftlichen Erkenntnissen unterstützen.

Unter diesem thematischen Schwerpunkt untersuchen wir eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte und sind zuversichtlich, dass wir die einzelnen Puzzleteile so zusammenführen können, dass wir zum Beispiel Regulierungsbehörden einen umfassenden Überblick gewähren können.

Ein vollständiges Bild zeichnen

Ich glaube, dass unsere Forschung einen großen Einfluss auf unsere Gesellschaft haben kann – zum Beispiel in Bezug auf die Regulierung. Unter diesem thematischen Schwerpunkt untersuchen wir eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte und sind zuversichtlich, dass wir die einzelnen Puzzleteile so zusammenführen können, dass wir zum Beispiel Regulierungsbehörden einen umfassenden Überblick gewähren können. Manchmal sehen wir, wie Regulierungsbehörden neue Vorschriften einführen, um einen bestimmten Aspekt zu verbessern, sich dabei aber nicht bewusst sind, welchen negativen Einfluss das wiederum auf andere Aspekte haben könne. Indem wir solche Zusammenhänge und mögliche Kettenreaktionen aufdecken, können wir dazu beitragen, unbeabsichtigte Nebenwirkungen zu vermeiden und ein gesundes Gleichgewicht zwischen Transparenz und Informationsüberfluss zu finden.

 

 

Die im Beitrag geäußerten Ansichten geben die Meinung des Forschenden wieder und entsprechen nicht grundsätzlich der Meinung des TRR 266. Als Wissenschaftsverbund ist der TRR 266 sowohl der Meinungsfreiheit als auch der politischen Neutralität verpflichtet.  

Forscher des Monats Dezember

Beteiligte Institutionen

Die Hauptstandorte vom TRR 266 sind die Universität Paderborn (Sprecherhochschule), die HU Berlin und die Universität Mannheim. Alle drei Standorte sind seit vielen Jahren Zentren für Rechnungswesen- und Steuerforschung. Hinzu kommen Wissenschaftler der LMU München, der Frankfurt School of Finance and Management, der Goethe-Universität Frankfurt, der Universität zu Köln und der Leibniz Universität Hannover, die die gleiche Forschungsagenda verfolgen.

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